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Pens down – Fists up!

Aktualisiert: 29. Jan.

In Hollywoods Filmindustrie treten Drehbuchautor:innen und Darsteller:innen gemeinsam in den Streik. Dabei geht es nicht nur um Geld, sondern auch um die Gefährdung ihrer Arbeitsplätze durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz.


Demonstration vor der Filmproduktionsgesellschaft Paramount Pictures. Quelle: Unsplash.com

„Wir haben die Macht, Hollywood lahmzulegen“, erklärte der US-amerikanische Drehbuchautor und Comedian Adam Conover im Interview mit Zeit Online. Als Vorstandsmitglied der Writers‘ Guild of America, WGA, setzt er sich für die Rechte der Autoren in der Filmindustrie der Vereinigten Staaten ein. Am 2. Mai 2023 legten diese ihre Arbeit nieder. Damit waren die Autoren nicht alleine.


Am 14. Juli 2023 rief auch die Gewerkschaft Screen Actors Guild, SAG-AFTRA, zum Streik auf. Sie vertritt die Interessen von rund 160.000 Schauspieler:innen, Stunt-Leuten, Tänzer:innen und weiteren Darstellenden im Filmgeschäft. Nur ein kleiner Teil von ihnen sind Stars mit Einnahmen in Millionenhöhe. In einem Statement betont die SAG-AFTRA, dass die Umstände „es unseren Mitgliedern zunehmend erschweren, einen mittelständischen Lebensstil als Künstler zu erreichen und aufrechtzuerhalten.“


Als Präsidentin ist Fran Drescher die Stimme des Streiks. Bekannt ist sie aus der US-amerikanischen Sitcom Die Nanny. „Wir hatten keine Wahl. Wir sind hier die Opfer. Ich bin schockiert über die Art und Weise, wie uns die Menschen behandeln, mit denen wir Geschäfte gemacht haben“, rechtfertigte sie den Streik in einem offiziellen Statement und schoss gleichzeitig gegen den Branchenverband Alliance of Motion Pictures and Television Producers, AMPTP.


Statt „Lights, Camera, Action“ heißt es nun „Pens down, Fists up!“.

Über 170.000 Mitglieder der beiden Gewerkschaften schlossen sich dem rund viermonatigen Streik an. Die drei wichtigsten Forderungen richteten sich an den AMPTP: Angemessene Bezahlungen und Honorare – auch von den Streamingdiensten, wie zum Beispiel Netflix -, sicherere Arbeitsbedingungen und einheitliche Regelungen zum Schutz vor dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Besonders letzteres sorgt bei Autor:innen und Schauspieler:innen für Bedenken und Existenzängste. Filmstudios wollen künftig KI-Systeme für die Film- und Serienproduktion einsetzen. Durch Scans von Schauspieler:innen sollen KI-generierte Avatare erstellt werden, die vor allem Neben- und Komparsenrollen ersetzen. Nach einem Scan kann der Avatar für beliebig viele Filme und Serien verwendet werden – ohne weitere Honorare für die jeweiligen Darsteller:innen. Aber nicht nur sie, sondern auch die Autoren sehen ihre Existenz durch den Einsatz Künstlicher Intelligenzen bedroht. KI-Software könnte die Drehbücher nämlich künftig selbst schreiben.


„SAG-AFTRA ON STRIKE“ und „PAY YOUR WRITERS” prangen in dicken weißen und gelben Buchstaben auf schwarzen Protestschildern. Seit mehr als 60 Jahren kam es erstmals zu einem Doppelstreik. Während Autoren Seite an Seite mit den Darsteller:innen auf der Straße protestierten, blieben die Filmstudios leer.

Für Filmfans bedeutete das vor allem eines: Warten. Viele Film- und Serienproduktionen wurden durch den Streik unterbrochen. Blockbuster wie Spider-Man: Beyond the Spider-Verse und Deadpool 3 mussten verschoben werden, genauso wie die Serien Stranger Things und Euphoria.

Neben den Drehs war auch die Promotion betroffen, da die Streikenden nicht für die bereits fertiggestellten Werke werben durften. Pressetermine, Interviews und Premieren fielen flach und auch die Emmy-Verleihung wurde um ein Jahr verschoben. Viele Filmstars blieben den Filmfestspielen in Venedig und Toronto fern. Auch dort mussten die Veranstalter die Premieren absagen.

Während dieser Zeit bot der Hilfsfonds der SAG-AFTRA den Streikenden Unterstützung. Prominente wie Meryl Streep und Leonardo DiCaprio spendeten dafür in Millionenhöhe und zeigten dadurch Solidarität.


Protestschilder der SAG-AFTRA. Quelle: Unspleash.com

Nach langen 148 Tagen hat die WGA den Streik der Drehbuchautoren im September für beendet erklärt. Und auch die SAG-AFTRA konnte sich 118 Tage nach Streikbeginn mit den Filmstudios auf neue Vereinbarungen einigen. „Strike is over“, verkündete SAG-AFTRA offiziell und auch Fran Drescher bestätigte mit den Worten „We did it“ die frohe Botschaft auf ihrem X-Account.


Neue, auf drei Jahre befristete Verträge mit einem Wert von einer Milliarde Dollar wurden beschlossen. Diese beinhalten unter anderem eine überdurchschnittliche Mindestvergütung und eine verbesserte Renten- und Krankenversicherung. Zudem legen von nun an Regelungen den Einsatz von Künstlichen Intelligenzen in der Filmindustrie fest. Für digitale Kopien muss zum Beispiel in Zukunft die Zustimmung der Schauspieler:innen eingeholt werden.

„Wir freuen uns, dass die Branche ihre Arbeit wieder aufnimmt, um große Geschichten zu erzählen“, heißt es in einer offiziellen Erklärung des AMPTP.


Filmfans dürfen sich auf viele große Kinostarts und Premieren freuen und für alle Beteiligten heißt es jetzt wieder „Film ab“.


Autorin: Hannah Weber


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