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Kommentar: Cristiano Ronaldo 1 : Menschenrechte 0

Aktualisiert: 14. Feb.

Saudi-Arabien verletzt Menschenrechte. Saudi-Arabien verletzt Meinungsfreiheit. Saudi-Arabien diskriminiert Frauen. UND Saudi-Arabien verschleiert das dank Milliarden von Euro und der Stärke des Sports.


Saudi-Arabien betreibt „Sportswashing“. Das eigene Image und die aktuelle politische Lage wird mithilfe der größten Sportveranstaltungen und den größten Sportstars „reingewaschen“.


Quelle: pexels.com/Pixabay

Wie ist die Lage in Saudi-Arabien?


In Saudi-Arabien gilt auch 2023 noch immer das Vormundschaftssystem, genannt „Wahli-System“. Bedeutet, dass jede Frau einem männlichen Vormund untersteht. Am 18. Juni 2022 verabschiedete Saudi-Arabien erstmals eigene Gesetze des Persönlichkeitsrechts. Vorher wurde sich hauptsächlich auf die Scharia (islamisches Gesetz) gestützt. Amnesty International analysierte die Gesetzespapiere und kritisiert die Regierung um Prinzen und Premierminister Mohammed bin Salman stark. Unter anderem haben Frauen immer noch Gewalt in den eigenen Familien zu befürchten und haben hohe finanzielle Hürden, um sich ein eigenes Leben aufzubauen. Sich scheiden zu lassen, ist sehr schwierig.


Also nicht nur im Sport, sondern auch in der Politik gibt es Verschleierungen. Es werden Gesetze verabschiedet, die Reformen für Frauen- und Menschenrechten vorheucheln, letztendlich aber nichts verändern. Anstatt sich mit den Forderungen von Aktivist:innen rechtmäßig auseinanderzusetzen, wird durch die Power des Sports von der politischen Situation abgelenkt.


Jahresgehalt: 200 Millionen Euro


Im Fußball, dem populärsten Sport der Welt, schmeißen die “Saudis” wild mit Geld um sich. Die bekanntesten Spieler werden mit unglaublichen Gehältern auf die arabische Halbinsel gelockt. Cristiano Ronaldo soll in Saudi-Arabien beim Al Nassr FC 200 Millionen im Jahr verdienen. Sein Transfer im Winter 2022 war der Startschuss einer Wechselorgie von einigen der renommiertesten Fußballprofis Europas. Karim Benzema wurde 2022 Weltfußballer und spielt seit Sommer 23 für ein geschätztes Jahresgehalt von 50 Millionen in der sportlich bedeutungslosen Saudi-League. Als Vergleich: Der bestbezahlte Bundesligaprofi hierzulande ist Harry Kane. Dieser soll 25 Millionen im Jahr verdienen. Zahlen, die für uns Normalsterbliche keine Relation haben, dennoch die Perversion zeigt, welche Geldmassen aus Saudi-Arabien fließen.


Politische Statements, Unterstützung derer, die seit Jahren gegen Unterdrückung und Diskriminierung ankämpfen: Fehlanzeige. Stars auf dem Platz, ohne Platz für Gerechtigkeit in ihrer Wahlheimat. Bei den größten Sportlern hört es nicht auf. 2034 wird, aller Voraussicht nach, das weltweit größte Sportturnier in Saudi-Arabien stattfinden: Die FIFA-Weltmeisterschaft. Nach kruden Bewerbungsverfahren scheint das tatsächlich alternativlos. Nach FIFA-Austragungsregeln dürfen sich keine anderen konkurrenzfähigen Fußballverbände bewerben. Die WM-Turniere 2026 und 2030 werden quer über den Globus verteilt gespielt und sperren damit die Verbände für die Austragung einer weiteren WM. Wie so vieles rund um Saudi-Arabien, hat auch das einen ganz bitteren Beigeschmack.


Winterspiele auf Kunstschnee


Skispringen, Biathlon und Eishockey im Wüstenstaat? Kein Problem. Saudi-Arabien wird Austräger der asiatischen Winterspiele 2029. Dafür soll in einem Gebirgsgebiet eine neue Stadt namens “Trojena” erbaut werden. Das Gebiet liegt 50 Kilometer von der Küste entfernt in einer Höhe von 1.500 bis 2.600 Metern. Im Winter fallen die Temperaturen zwar bis auf null Grad, ein Gefühl eines potenziellen Schneegebiets kommt nicht auf. Auf der Homepage rund um das Projekt wird mit einer nachhaltigen ökologischen Vorgehensweise geprahlt. Der Kunstschnee soll aus nachhaltiger Energie generiert werden. Natürliche und erschlossene Landschaften sollen miteinander verschmolzen werden. Winterspiele und Wüste “verschmelzen” in Saudi-Arabien. Was für großartige Vorhaben. Wären da nicht nur diese ständigen Menschenrechtsverletzungen und weggesperrten Journalist:innen und Aktivist:innen.


Autor: Rico Kammel



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