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Heinz Brandt: Ein Widerstandskämpfer mit Leib und Seele

Aktualisiert: 29. Jan.

Ein Mann, der sich nicht scheute, für seine politischen Überzeugungen einzutreten. Ein Mann, der es in Kauf nahm, von den Nationalsozialisten verfolgt, gefangen und misshandelt zu werden. Ein Mann, der seiner Partei den Rücken kehrte, weil sie nicht mehr seine Werte vertrat. Ein Widerständler, der trotz Entführung durch die Stasi weiter standhaft blieb und sich für Menschenrechte, Freiheit und Demokratie einsetzte.


Die Nationalsozialisten verlagerten Heinz Brandt von einem Konzentrationslager ins Nächste. Ein Zwischenstopp war auch das KZ in Auschwitz. Quelle: Pixabay.com

Heute erinnert eine Gedenktafel an seiner ehemaligen Wohnstätte in Berlin an Heinz Brandt. Auf der Tafel sind neben seinem Geburts- und Todesdatum, sowie seinem Beruf auch die prägendsten Ereignisse in seinem Leben dokumentiert: „Gegner des Nationalsozialismus, von 1943 bis 1945 Haft in Zuchthaus und Konzentrationslagern. Zunächst Funktionär, später Regimekritiker in der DDR. 1958 Flucht in den Westen. 1961 von der DDR-Staatssicherheit entführt und inhaftiert. Nach seiner Freilassung 1964 stritt er in der Bundesrepublik für einen humanen Sozialismus.”


Brandts kommunistische Laufbahn


Seine sozialistischen und kommunistischen Züge zeigten sich schon im Laufe seines Studiums in Berlin: Heinz Brandt war Teil des Sozialistischen Schülerbundes und gab monatlich die Zeitschrift “Der Schulkampf” heraus. Zudem engagierte er sich in der Berliner Roten Studentengruppe, die sich gegen die Nationalsozialisten auflehnte. Er zeigte offen seine politische Einstellung und wurde dafür schon während seines Studiums von den Nationalsozialisten verurteilt, was ihn jedoch nicht davon abhielt, 1931 der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) beizutreten.


Auch nachdem Brandt 1933 in einen Folterkeller verschleppt, gefoltert und misshandelt wurde, ließ er sich nicht einschüchtern und veröffentlichte kurz darauf die illegale Betriebszeitung Siemens Lautsprecher. Die Nationalsozialisten duldeten seinen Widerstand nicht und entfernten ihn aus der Öffentlichkeit. Vom 4. Dezember 1934 - dem Tag, an dem Heinz Brandt wegen “Vorbereitung zum Hochverrat” verhaftet wurde - bis 1945 befand er sich in der Gewalt der Faschisten. Der Widerständler wurde bis zur Befreiung vom Nationalsozialismus von einem Konzentrationslager ins Nächste deportiert und entkam nur knapp dem Tod.


Auch nach über zehn Jahren in Gefangenschaft blieb Heinz Brandt den Kommunisten erst einmal treu und durchlief in Berlin diverse Arbeitsabteilungen der KPD. Nachdem die KPD zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) geworden war, veränderten sich auch die Werte der Partei. Von nun an verfolgte die politische Organisation „Andersdenkende“, auch die Mitglieder aus den eigenen Reihen blieben dabei nicht verschont. Auch für Brandt stellte die SED nun eine potentielle Gefahr dar, da jüdische Mitglieder als Klassenfeinde überprüft werden sollten, und Brandt selbst jüdischer Abstammung war. Doch dazu kam es nicht mehr. Kurz darauf lehnten sich die Menschen gegen die SED-Diktatur auf, der Aufstand wurde jedoch von sowjetischen Panzern niedergeschlagen. Weil Brandt offen mit den Aufständen gegen die SED-Diktatur sympathisierte, wurde er aus seiner Leitungsfunktion bei der KPD wegen "unmoralischen Verhaltens" in einen Verlag versetzt. Brandt, der sich selbst als Kommunist sah, wurde nun zu einem Gegenspieler der SED, die nun den Sowjetkommunismus vertrat. 1958 floh er in die Bundesrepublik, doch dieses Mal nicht aus Angst vor den Nationalsozialisten, sondern vor dem SED-Regime. Diese drohten ihm mit einer Verhaftung und einem Parteiausschluss. In Frankfurt begann er als Redakteur für die Gewerkschaftszeitschrift Metall der IG-Metall zu schreiben.


Ein Leben in Gefangenschaft


Heinz Brandt war ein Opfer der Nationalsozialisten, der mehr als einmal von den Faschisten verhaftet, entführt und misshandelt wurde, wie der Zeitstrahl zeigt.


Entführung durch die Stasi


Doch auch vor den Faschisten schien für Brandt kein Entkommen, denn 1961 kam es zur Entführung. Das Ministerium der Staatssicherheit verschleppte Brandt unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln nach Ostberlin. Nach einem Jahr in der Isolationshaft und zahlreichen Verhören wurde er 1962 aufgrund des Vorwurfs „schwerer Spionage in Tateinheit mit staatsgefährdender Propaganda und Hetze im schweren Fall“ zu weiteren 13 Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach zwei Jahren im Gefängnis in Bautzen sorgte eine weltweite internationale Solidaritätskampagne, bei der unter anderem die IG Metall und Amnesty International beteiligt waren, für seine Freilassung.


Heinz Brandt kehrt in die Bundesrepublik zurück und arbeitet weiter als Redakteur bei der IG Metall. Seine politischen Ziele ließ Brandt nie aus den Augen: Er war Gründungsmitglied der Grünen, Teil der sozialistischen Linken und gründete die Anti-Atomkraft-Initiative. Auch nach seinem Tod am 8. Januar 1986 blieb Heinz Brandt radikal: Er lehnte ein Grab für sich ab, schließlich wurden seinen Familienmitgliedern, die durch die Hände der Nationalsozialisten umkamen, ihre Gräber verwehrt.


Autorin: Nina Legler


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